retro spektiv, 2022

Ausstellungsansicht
Gustav Lübcke Museum, Hamm, 2022
Sound- und Rauminstallation; Holz, Keramik, Sound, Videoprojektion, Stoff, Videoprojektion, Textil,
In der Arbeit geht es um die Frage der Manifestation eines festen Körpers und dessen Ursprünglichkeit aus dem Grundelement der Zeichnung- die Linie. Die fremd gesteuerten Linienformen von computergenerierten Datensätzen, die globale Prozesse darstellen, sind der Ausgangspunkt der Arbeit. Die Linie wird als Naturphänomen betrachtet, das seinen Aggregatzustand vom digitalen/ephemeren Zustand in festen oder sich in Schall und Licht transformieren und materialisieren kann. In diesen Prozessen entsteht eine Legierung verschiedener Muster, Verfahren und Traditionen, wodurch das Material zu einem Informationsträger wird, der die Vergangenheit mit der Gegenwart verbindet.
Die computergenerierten Daten stammen aus Organisationen und Verbänden wie UN, UNHSR, IISS. Durch die Rotation der erzeugten Datenkurven um ihre Rotationsachse bilden die entstandenen Rotationskörper aus Holz ihre Oberflächen. Die Zahl der rotierenden Wände und Flächen erschafft eine Vielzahl an potentiellen Ausdehnungen im Raum. Auf der Basis der Kurven entstehen einzelne Elemente, Formen, die durch Wiederholung, Rhythmus, Strukturierung, Ausdehnung, eine ornamentale Expansion ermöglichen.
Die Übersetzung der Kurven in Schall besetzt den Raum durch Körperschallwandler und Minispeaker akustisch und definiert den Raum neu (Soudninstallation auf Piccolo- Bass- und Konzertflöte). Der Sound besteht aus 23 Miniatüren1 (bis 15 Sek), die abwechselnd und mit Pausen aus verschiedenen Orten des Raums abgespielt weden. Hier habe ich mit dem Flötist Francesco Marzano und den Komponisten Tamara Miller und Andrés Quezada zusammengearbeitet. Neben der skulpturalen und auditiven Installationen und Objekte ist eine Videoprojektion zu sehen. Das Video greift die Strukturen im Raum auf und überträgt ihre Formen und Inhalte im öffentlichen Raum.
Die Übersetzung aktueller Tendenzen und historischer Entwicklungen der Gesellschaft in kunsthistorischen Techniken und Medien wie Holzschnitzerei, Keramik, Musik, Wandteppich verschafft parallele der Gegenwart zur Vergangenheit. Die Formen erinnern an fragmentarische folkloristische Artefakte. Diese kryptografischen Gestalten enthüllen nicht ihre ganze Wahrheit wie die verlorenen Städte der Vorzeit. Genauso verhüllt und komplex sind die Zusammenhänge, die den heutigen Lebensraum bestimmen. Im Zitieren der Formen und Strukturen ihrer direkten musealen Umgebung entstehen charakteristische Verwandschaften mit dem Raum und deren vorhandenen Inhalte.








